Kleines Legionellen-Lexikon
Was sind Legionellen?
Legionellen sind stäbchenförmige, fakultativ pathogene Bakterien bis 5µm Länge. Bisher bekannt sind 50 verschiedene Arten mit 70 Serogruppen und einer Generationszeit von 2 bis 3 Stunden. Die für den Menschen gefährlichste Gattung ist die legionella pneumophila.
Legionellen sind ohne nennenswertes Infektionsrisiko für den Menschen im Boden, Grund- und Oberflächenwasser sowie in Pflanzen nachweisbar. Mit dem Trinkwasser der zentralen Wasserversorgung gelangen sie in sehr geringen Konzentrationen in die Hausinstallationen.
Für eine günstige Replikation in der häuslichen Trinkwasser-Installation benötigen Legionellen:
- Wassertemperaturen: ab 28°C bis 56°C, optimale Vermehrung zwischen 35°C und 42°C
- Nährstoffe: Gelöste Stoffe im Wasser und organische Werkstoffe (z. B. Gummi, Fette, Hanf)
- Zusammenwirken mit anderen Mikroorganismen (Biofilm)
- Zeit
Legionellen können in verschiedenen Amöben überleben, sich dort vermehren und vor Umwelteinflüssen (thermische und chemische Desinfektion) beschützen lassen. Mit einer hohen Legionellenkonzentration ist immer dann zu rechnen, wenn Trinkwasser mit ungestört langer Verweilzeit in Rohrleitungen stagniert. Weitere Infektionsquellen sind raumlufttechnische Anlagen, Rückkühlwerke, Freizeitbäder, Whirlpools und Dentaleinheiten (Zahnarztstühle).
Legionärskrankheit (Legionellose)
Die Legionärskrankheit wurde erstmals 1976 bei einer Epidemie nachgewiesen, die in einem Hotel in Philadelphia anlässlich eines Treffens der US-Kriegsveteranenvereinigung "American Legion state convention" ausbrach. Danach wurde sie auch benannt. Bei dem Treffen erkrankten 181 Menschen, von denen etwa 30 an den Folgen starben.
Legionellen werden vom Menschen überwiegend durch Inhalation (Einatmen eines Aerosols – Vernebelung an Duschköpfen und Strahlreglern), in seltenen Fällen auch durch Aspiration (Verschlucken beim Trinken) aufgenommen. Es handelt sich um eine rein umweltbedingte Infektionserkrankung, die nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Die Inkubationszeit bei Menschen beträgt je nach Virulenz 2 bis 10 Tage. Klinische Befunde werden in die meldepflichtige Lungenentzündung (Legionellose) und das Pontiac-Fieber (grippales Krankheitsbild) unterteilt. Weder eine Impfung noch eine lebenslange Immunität ist möglich. Die bisher größte Epidemie ereignete sich in 2010 in Ulm mit 65 Erkrankten und 5 Todesfällen. In Deutschland treten nach Angaben des Robert Koch-Instituts pro Jahr ca. 20.000 bis 30.000 Legionellosen und 2 bis 3 Millionen Pontiac-Fieber-Erkrankungen auf.
Symptome und Behandlung der Legionärskrankheit
Erste Symptome der Legionärskrankheit zeigen sich etwa 2-10 Tage nach der Infektion. Oft beginnt die Krankheit mit Unwohlsein, hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Reizhusten, Brustschmerzen und Atemnot sind weitere typische Beschwerden. In einigen Fällen kommt es auch zu Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und neurologischen Ausfällen.
Im schlimmsten Fall führen die Erreger zu einer Lungenentzündung, die unbehandelt in 10-15% der Fälle tödlich verläuft. Der milde Krankheitsverlauf wird als Pontiac-Fieber bezeichnet. Dabei treten leichte, grippeähnliche Symptome auf. Die Legionärskrankheit wird mit Antibiotika behandelt. Eine leichte Legionellen-Infektion heilt oft von selbst wieder aus.
Risikogruppen für Legionellen-Infektionen sind insbesondere männliche Personen über 50 Jahre, Raucher, Alkoholiker, Diabetiker, Allergiker, Transplantatempfänger und sonstige Personen mit geschwächtem Immunsystem (dazu können auch Kleinkinder und Hochleistungssportler nach Belastung zählen).
Wo sind Legionellen nachweisbar?
Eine hohe Legionellenkonzentration ist bei installations- und betriebstechnischen Mängeln vor allem in Warmwassererzeugungs- und Warmwasserverteilungsanlagen sowie in Warmwasserspeichern nachweisbar. Besonders sensibel sind neben Dusch- und Saunaanlagen, Whirlpools und Schwimmbädern auch die zentralen Wasserversorgungen in Hotels, Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen, Kindergärten, Sportstätten, Zahnarztpraxen und in technischen Anlagen wie z. B. Autowaschanlagen.
Ursachen für die Legionellenverbreitung
Wir Menschen haben durch Komfortansprüche, Baufehler, Energie- und Betriebskosteneinsparungen eine weitere Zivilisationskrankheit geschaffen: Möglichst viele Entnahmestellen in verzweigten Trinkwasser-Rohrnetzen und dauerhafte Temperaturen über 25°C im Kaltwasser sowie unter 55°C im Warmwasser bieten Lebensraum für Legionellen.
Die Vermehrung der Erreger wird zusätzlich begünstigt, wenn über längere Zeit das Wasser in den Rohrleitungen still steht und geeignete Nahrungsbedingungen (z. B. Biofilme an Rohrleitungen) vorherrschen.
Im Kaltwasserbereich liegen die Ursachen für die Legionellenverbreitung beispielsweise in unzureichenden Isolierungen der Rohrleitungen oder in nicht durchströmten Teilstrecken.
Wie können Legionellen bekämpft werden?
Legionellen und andere Bakterien können mit speziellen, vom DVGW vorgegebenen Sanierungs- bzw. Desinfektionsmaßnahmen ausschließlich durch Fachbetriebe beseitigt werden. Ziele dieser Maßnahmen sind das Entfernen des Biofilms, die sichere Abtötung der Bakterien sowie die Vermeidung der Wiederverkeimung durch die Erreger.
Welche gesetzlichen Vorschriften gelten im Hinblick auf Legionellen?
Die Betreiber von häuslichen, gewerblichen und öffentlichen Trinkwasser-Installationen sind für die Qualität des Trinkwassers ab dem Hausanschluss-Wasserzähler selbst verantwortlich. Sie sind gesetzlich verpflichtet, ihre Versorgungsnetze so zu betreiben, dass die hohe Trinkwasserqualität stets gewährleistet ist.
Gesetzesgrundlagen für die Planung, den Bau, Betrieb und die Wartung von Trinkwasser-Installationen bilden das Infektionsschutzgesetz IfSG, die Trinkwasserverordnung TrinkwV, die Empfehlungen des Umweltbundesamts und die Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser AVBWasserV.
Foto: ©martanfoto - Fotolia.com
Kleines Legionellen-Lexikon
Was sind Legionellen?
Legionellen sind stäbchenförmige, fakultativ pathogene Bakterien bis 5µm Länge. Bisher bekannt sind 50 verschiedene Arten mit 70 Serogruppen und einer Generationszeit von 2 bis 3 Stunden. Die für den Menschen gefährlichste Gattung ist die legionella pneumophila.
Legionellen sind ohne nennenswertes Infektionsrisiko für den Menschen im Boden, Grund- und Oberflächenwasser sowie in Pflanzen nachweisbar. Mit dem Trinkwasser der zentralen Wasserversorgung gelangen sie in sehr geringen Konzentrationen in die Hausinstallationen.
Für eine günstige Replikation in der häuslichen Trinkwasser-Installation benötigen Legionellen:
- Wassertemperaturen: ab 28°C bis 56°C, optimale Vermehrung zwischen 35°C und 42°C
- Nährstoffe: Gelöste Stoffe im Wasser und organische Werkstoffe (z. B. Gummi, Fette, Hanf)
- Zusammenwirken mit anderen Mikroorganismen (Biofilm)
- Zeit
Legionellen können in verschiedenen Amöben überleben, sich dort vermehren und vor Umwelteinflüssen (thermische und chemische Desinfektion) beschützen lassen. Mit einer hohen Legionellenkonzentration ist immer dann zu rechnen, wenn Trinkwasser mit ungestört langer Verweilzeit in Rohrleitungen stagniert. Weitere Infektionsquellen sind raumlufttechnische Anlagen, Rückkühlwerke, Freizeitbäder, Whirlpools und Dentaleinheiten (Zahnarztstühle).
Legionärskrankheit (Legionellose)
Die Legionärskrankheit wurde erstmals 1976 bei einer Epidemie nachgewiesen, die in einem Hotel in Philadelphia anlässlich eines Treffens der US-Kriegsveteranenvereinigung "American Legion state convention" ausbrach. Danach wurde sie auch benannt. Bei dem Treffen erkrankten 181 Menschen, von denen etwa 30 an den Folgen starben.
Legionellen werden vom Menschen überwiegend durch Inhalation (Einatmen eines Aerosols – Vernebelung an Duschköpfen und Strahlreglern), in seltenen Fällen auch durch Aspiration (Verschlucken beim Trinken) aufgenommen. Es handelt sich um eine rein umweltbedingte Infektionserkrankung, die nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Die Inkubationszeit bei Menschen beträgt je nach Virulenz 2 bis 10 Tage. Klinische Befunde werden in die meldepflichtige Lungenentzündung (Legionellose) und das Pontiac-Fieber (grippales Krankheitsbild) unterteilt. Weder eine Impfung noch eine lebenslange Immunität ist möglich. Die bisher größte Epidemie ereignete sich in 2010 in Ulm mit 65 Erkrankten und 5 Todesfällen. In Deutschland treten nach Angaben des Robert Koch-Instituts pro Jahr ca. 20.000 bis 30.000 Legionellosen und 2 bis 3 Millionen Pontiac-Fieber-Erkrankungen auf.
Symptome und Behandlung der Legionärskrankheit
Erste Symptome der Legionärskrankheit zeigen sich etwa 2-10 Tage nach der Infektion. Oft beginnt die Krankheit mit Unwohlsein, hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Reizhusten, Brustschmerzen und Atemnot sind weitere typische Beschwerden. In einigen Fällen kommt es auch zu Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und neurologischen Ausfällen.
Im schlimmsten Fall führen die Erreger zu einer Lungenentzündung, die unbehandelt in 10-15% der Fälle tödlich verläuft. Der milde Krankheitsverlauf wird als Pontiac-Fieber bezeichnet. Dabei treten leichte, grippeähnliche Symptome auf. Die Legionärskrankheit wird mit Antibiotika behandelt. Eine leichte Legionellen-Infektion heilt oft von selbst wieder aus.
Risikogruppen für Legionellen-Infektionen sind insbesondere männliche Personen über 50 Jahre, Raucher, Alkoholiker, Diabetiker, Allergiker, Transplantatempfänger und sonstige Personen mit geschwächtem Immunsystem (dazu können auch Kleinkinder und Hochleistungssportler nach Belastung zählen).
Wo sind Legionellen nachweisbar?
Eine hohe Legionellenkonzentration ist bei installations- und betriebstechnischen Mängeln vor allem in Warmwassererzeugungs- und Warmwasserverteilungsanlagen sowie in Warmwasserspeichern nachweisbar. Besonders sensibel sind neben Dusch- und Saunaanlagen, Whirlpools und Schwimmbädern auch die zentralen Wasserversorgungen in Hotels, Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen, Kindergärten, Sportstätten, Zahnarztpraxen und in technischen Anlagen wie z. B. Autowaschanlagen.
Ursachen für die Legionellenverbreitung
Wir Menschen haben durch Komfortansprüche, Baufehler, Energie- und Betriebskosteneinsparungen eine weitere Zivilisationskrankheit geschaffen: Möglichst viele Entnahmestellen in verzweigten Trinkwasser-Rohrnetzen und dauerhafte Temperaturen über 25°C im Kaltwasser sowie unter 55°C im Warmwasser bieten Lebensraum für Legionellen.
Die Vermehrung der Erreger wird zusätzlich begünstigt, wenn über längere Zeit das Wasser in den Rohrleitungen still steht und geeignete Nahrungsbedingungen (z. B. Biofilme an Rohrleitungen) vorherrschen.
Im Kaltwasserbereich liegen die Ursachen für die Legionellenverbreitung beispielsweise in unzureichenden Isolierungen der Rohrleitungen oder in nicht durchströmten Teilstrecken.
Wie können Legionellen bekämpft werden?
Legionellen und andere Bakterien können mit speziellen, vom DVGW vorgegebenen Sanierungs- bzw. Desinfektionsmaßnahmen ausschließlich durch Fachbetriebe beseitigt werden. Ziele dieser Maßnahmen sind das Entfernen des Biofilms, die sichere Abtötung der Bakterien sowie die Vermeidung der Wiederverkeimung durch die Erreger.
Welche gesetzlichen Vorschriften gelten im Hinblick auf Legionellen?
Die Betreiber von häuslichen, gewerblichen und öffentlichen Trinkwasser-Installationen sind für die Qualität des Trinkwassers ab dem Hausanschluss-Wasserzähler selbst verantwortlich. Sie sind gesetzlich verpflichtet, ihre Versorgungsnetze so zu betreiben, dass die hohe Trinkwasserqualität stets gewährleistet ist.
Gesetzesgrundlagen für die Planung, den Bau, Betrieb und die Wartung von Trinkwasser-Installationen bilden das Infektionsschutzgesetz IfSG, die Trinkwasserverordnung TrinkwV, die Empfehlungen des Umweltbundesamts und die Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser AVBWasserV.